Das Wichtigste von allem ist immer gute Kommunikation. Das gilt im Alltag und auch ganz besonders bei der Design-Arbeit! Designer und Kunde müssen nicht unbedingt die selbe Sprache sprechen aber sich verstehen. Warum?
Der Designer muss herausfinden, was der Kunde wirklich will, was hinter seinen Erklärungen und Fragen steckt. Er muss herausfinden, welches schon fertige Bild der Kunde von seinem Wunschdesign im Hinterkopf hat. Und der Kunde muss verstehen, was der Designer wissen will und seine Erklärungen und Fragen verstehen. Kommunikation ist da dabei alles.
Design Thinking ist ja gerade im Trend und heisst nichts anderes, als sich als Designer in den Kunden zu versetzen um das Design so zu gestalten, dass es auch wirklich zum Kunden und seinen Bedürfnissen passt und nicht eine weitere Selbstverwirklichung ist. Aber – ist es damit wirklich genug? Wie weit kann man sich wirklich in den Kunden und sein Business hineinversetzen und ist das immer eine Garantie, das Richtige zu machen?
Nein, ist es nicht.
Ich arbeite ja gerade an einem Corporate Design, wofür ich natürlich neben einem Erstgespräch auch ein ausführliches Briefing bekommen habe. Also alles in allem eine wunderbare Ausgangssituation. Ich dachte, mir ist klar, was mein Kunde sich vorstellt, was er ausdrücken und wo er sich positionieren will. Und was ihm gefällt. Prinzipiell lag ich damit auch gar nicht so falsch. Nur hatte die Sache einen Haken: es war nicht das, was mein Kunde haben wollte.
Wie vereinbart machte ich mal 5 Design-Vorschläge des Logos, basierend auf Briefing, Recherche und Gespräch. Die Vorgaben schienen klar. Und dann kam die Ernüchterung: keiner der Vorschläge gefiel meinem Kunden. Autsch. Gut, kann passieren also nochmal gründlich nachdenken, sich inspirieren lassen und wieder entwerfen. Ich schickte insgesamt dann 20 voneinander unterschiedliche Entwürfe. Die Hälfte waren handgeletterte Schriftzüge, die letzten dann (aus purer Verzweiflung) einfach nur mehr die gängigen klassischen, eleganten Schriften wie Bodoni und Didot.
Aber was auch immer ich schickte – nichts gefiel dem Kunden. Ich war nahe der Verzweiflung. Was tun? Wenn nicht mal die ganz „normalen“ klassischen Schriften gefallen? Was, bitte, will er dann? Ich kann ja verstehen, dass er meine handgezeichneten Schriften nicht will oder eben keine Dekoelemente haben will. Aber ich hatte inzwischen alle erdenklichen Variationen durch – ohne Erfolg. Ich stand an. Alles, was er eigentlich von Anfang an wollte, hatte ich doch mit meinen Entwürfen abgedeckt: klassisch, elegant, hochwertig und handgemacht. Und was jetzt?
An diesem Punkt ist man an einem Scheideweg: entweder man beginnt , an sich selbst und seinen Fähigkeiten zu zweifeln und gibt auf oder man weiss was man kann und schaut, dass man doch noch einen Weg findet. Natürlich ist eine so rigorose Ablehnung aller Entwürfe auch eine wirkliche Herausforderung fürs Ego. Die Gedanken gehen von „ich hätte es gleich lassen sollen, ich kann das nicht“ bis hin zu „Was glaubt der Typ eigentlich, soll er doch wen anderen sekkieren!“ Das ist völlig normal.
Und dann?
Ich habe nach der letzten totalen Ablehnung der Entwürfe mal eine Nacht drüber geschlafen, bis ich eine Antwort geschrieben habe. Am Abend, während ich mir einen Film angeschaut habe, habe ich in meinem Skizzenbuch einfach so vor mich hingezeichnet – es liess mir trotz allem keine Ruhe. Diese Skizzen waren einfach so aus dem Handgelenk mit Bleistift, ohne auf irgendwas besonders zu achten. Am nächsten Morgen habe ich dann eine sachliche, professionelle Mail geschrieben, dass es mir eben leid tut, die Erwartungen nicht getroffen zu haben aber nicht so lange Entwürfe machen kann bis ich zufällig sein Idealbild des Logos treffe. Daher habe ich gebeten, wirklich grundlegende Fragen zu beantworten und natürlich auch angeboten, dass er mit einem anderen Kollegen weiterarbeiten könne wenn dies gewünscht wäre. Und schickte die einfach nur abfotografierten, letzen Bleistiftskizzen mit, ohne Hoffnung dass sie gefallen werden.
Mein Kunde wollte keinen anderen Designer sondern nachdenken und reden. Er hat sich anhand der Fragen selbst mal überlegt, was er im Hinterkopf so hat und siehe da, das war auch in den Bleistiftskizzen enthalten. Im Gespräch ergab sich folgendes: die Entwürfe haben ihm nicht in dem Sinne nicht gefallen, als dass sie „hässlich“ sind sondern trafen einfach nicht das Bild im Unterbewusstsein. Er wollte etwas klassisches, elegantes, aber trotzdem sollte es sich von den klassischen Luxus-Labels abheben. Das, was er wollte hat er aber falsch eingeordnet und sich gedacht, dass es für sein Business nicht passend wäre. Ich habe ihm dann erklärt, dass er damit falsch liegt und sich alles anpassen lässt. Ohne die paar grundlegenden Fragen, die er sich vor dem Gespräch selbst beantworten musste und ohne das Gespräch wo wir uns gegenseitig alles erklärt haben wäre die Sache so ausgegangen: Ein frustrierter Kunde, der Geld umsonst ausgegeben hat und dafür nichts bekommen hat und sich wahrscheinlich nur das Schlechteste denkt und ein genauso frustrierter Designer, der zwar was verdient hat aber entweder an sich zweifelt oder sich nur das Schlechteste über Kunden denkt.
Kommunikation ist eben wichtig. Natürlich ist Reden nicht immer eine 100%ige Garantie, dass man sich versteht und alles (wieder) passt – aber es hilft ungemein!