Wer kennt sie nicht – die für Jungunternehmer, Kleinunternehmer und alle, die kein Wahnsinns–Budget verfügen sehr verführerischen Logo-Angebote zum Schleuderpreis auf den diversen Plattformen oder in den Netzwerken.
Da bekommt man „ein absolut uniques, handgemachtes“ Logo zum sagenhaften Preis von € 10.– oder sogar auch schon mal um € 5.– . Sapperlot.
Der Jungunternehmer mit dem quasi nicht vorhandenem Budget wird da begeistert zugreifen, was in gewisser Weise auch zu verstehen ist.
Die andere Seite der Medaille: Diese Logos sind weder unique noch handgemacht in dem Sinne sondern nichts anderes als schon vorhandene Icons die einfach mit einer der inzwischen unzähligen Gratis-Schriften kombiniert werden. Es gibt Hunderttausende solcher Icons die zusammen mit den Schriften eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Soweit so legal aber Qualität ist das bei weitem keine. Man nimmt einfach ein Icon, was zum Thema des Kunden passt, ändert die Farbe, kombiniert eine Schrift dazu und fertig ist das Logo. Das dauert beim geübten Logo-Bastler gerade mal 10 Minuten und rechtfertigt irgendwie auch die € 10.–
Alle 4 Logos oben habe ich in insgesamt ca 15 Minuten gemacht: aus einem einzigen Icon kann man locker vier bis fünf Logos für völlig verschiedene Branchen machen. Und € 10.– / Logo sind da angebracht. Aber: ist das wirklich ein „echtes“ Logo? Hat es alles das, was es haben muss um als solches zu gelten ?
Definitiv nein. Diese Logos sind absolut austauschbar, nichtssagend, unpersönlich.
Was ein professionelles Logo können muss:
- unverwechselbar sein
- Das Business/USP ausdrücken, erklären, darstellen
- Die Zielgruppe ansprechen (die soll schliesslich erreicht werden!)
- möglichst schlicht/unkompliziert sein (muss auch auf Stempel erkennbar sein)
- zeitlos sein (so gut wie möglich)
Und das geht nun mal nicht in ein paar Minuten. Das braucht viele Stunden reiner Arbeitszeit.
Wie ein professionelles Logo entsteht:
Briefing: hier wird alles festgehalten, was wichtig ist: worum geht es, welche Wünsche gibt es, Zielgruppe, uvm (siehe Logodesign-Briefing)
Recherche: ohne der geht es nicht. Was ist häufig zu sehen bei der Konkurrenz? Welche Farben stehen für das Unternehmen?
Entwürfe: werden meist per Hand gemacht, also analog mit Papier und Bleistift. Da wird viel skizziert und noch mehr wieder verworfen. Manchmal hat man relativ rasch eine zündende Idee, manchmal tritt man aber auch mal auf der Stelle. Die besten drei (oder was man sich ausgemacht hat) werden dem Kunden geschickt, daraus wird einer ausgewählt. Manche schicken die Skizzen, manche vektorisieren die Entwürfe vorher.
Korrekturphase: spätestens jetzt wird der Entwurf vektorisiert und ausgearbeitet. Schrift, Farbe kommt dazu. Wieviele Korrekturphasen es gibt wird vorher im Angebot festgelegt.
Reinzeichnung: wenn am Logo alles perfekt passt wird es reingezeichnet. Das ist wichtig und muss vorher gelernt werden. Genauso wie die korrekte Datenaufbereitung für Druck und Web.
Sonstiges: wenn auch gleich Visitenkarten gewünscht sind kommt noch das Wissen um die Druckvorstufe hinzu.
Dazu kommt: Kommunikation (oft einige Stunden) und Beratung.
Wer mir jetzt noch erklären kann, dass das alles mit € 10,00.- abgedeckt ist…
Ist es auch nicht mit € 50,00 oder € 100,00.
Wir Grafiker saugen uns die Preise meist nicht einfach so aus die Finger, sondern kalkulieren sie. Und bei einem Stundensatz von nur € 70,00 kommt man da eben recht schnell auf € 800 bis €1000 und aufwärts. Und dabei sind € 70,00 / Stunde noch ziemlich wenig. Schliesslich kostet eine Mechanikerstunde locker mal € 130,00 und die wird auch von allen kommentarlos bezahlt.
Ein Logo ist kein Trend-Teil sondern ein Markenzeichen, ein Statement, die visuelle Visitenkarte der Firma. Es soll nicht nur gut aussehen sondern auch vermitteln, um was es bei der Firma geht und (wenn möglich) auch den USP spiegeln. Das perfekte Logo vermittelt dem potentiellen Kunden auf einen Blick um was es geht und was ihn erwarten kann.
Das ist auch der Grund, warum ein richtiges Logo seinen Preis hat – der sich aber auch lohnt!
Bitte bedenke: Das Logo kostet Dich im Moment ein gefühltes Vermögen – das bekommst Du aber dann locker mit Deinem Unternehmen wieder rein. Ist ja nicht so, dass Du von Deinem Logo nichts hättest! Und nicht nur ein paar Wochen sondern oft viele Jahre.
Für alle, die es interessiert, wie so ein Logo-Design-Prozess abläuft:
- http://www.unicatgrafikdesign.at/wordpress/ein-corporate-design-entsteht
- http://www.unicatgrafikdesign.at/wordpress/ein-corporate-design-entsteht-skizzen-digitalisieren
- http://www.unicatgrafikdesign.at/wordpress/ein-corporate-design-entsteht-vektorisieren
- http://www.unicatgrafikdesign.at/wordpress/ein-corporate-design-entsteht-kommunikation-ist-alles