Die ultimative Frage aller Kreativen (und Kunden): was ist das Design wert?
Die ewige Frage mit der nicht nur Designer sondern auch die Kunden hadern:
Was ist es wert? Was kann/darf/soll/muss ich dafür verlangen?
Warum verlangt der Grafiker/Designer/Kreative soooo viel/wenig für den Auftrag?
Die Antwort darauf ist relativ einfach.
Der Kunde würde sagen: „Die verlangen, was sie wollen!“
Ja und nein. Prinzipiell ist man frei in der Preisgestaltung, man darf also unterm Strich verlangen was man will. So einfach ist es aber auch wieder nicht!
Der Marktwert
Der Marktwert ist nichts anderes, als das, was derzeit von der breiten Masse der Sparte verlangt wird, zb bei Grafikern ein Stundensatz von € 90,00.- oder für ein Logo € 800,00.- Das sind jetzt nur mal Beispielzahlen. Nach oben und unten offen.
Wenn man die Rechnerei simpel halten möchte schaut man sich einfach bei der Konkurrenz durch und berechnet einen Mittelwert.
Klug ist das aber auf keinen Fall, weil:
Der persönliche Wert
Persönlicher Wert heisst hier nicht wie gut mir mein Design gefällt und wie toll ich es finde und wie super ich bin sondern was es mich unterm Strich gekostet hat:
Dazu gehört:
- Die Anzahl an Stunden, die man für das Design gebraucht hat
- Etwaige Materialkosten (z.B. wie viele Seiten Probeausdrucke)
- die monatlichen Fixkosten fürs Büro (Miete, Strom, etc)
- Versicherungen
- Alle restlichen Kosten ( Hardware, Software, Webspace, etc)
- Werbemittel (Visitenkarten, Flyer, ….)
Das gehört alles mit einbezogen – schliesslich bekommt man das nicht geschenkt.
Und weil wir gerade dabei sind:
- Miete privat
- Strom, Gas, Wasser privat
- Fahrtkosten (berufliche und private)
- Lebenserhaltungskosten (also die ganzen Fixkosten, Lebensmittel, etc.)
- Steuerberater (wenn man einen hat)
- Handy, Internet (egal ob beruflich oder privat)
- Urlaub
- Weihnachtsgeld
- …..
Was muss ich verdienen?
Zu den ganzen Kosten kommt dann noch das, was man gerne verdienen möchte – schliesslich möchte man sich ja auch ab und zu was gönnen, sich was ansparen (Pension ist da ein großes Thema!) und braucht einen Notgroschen wenn irgend ein Ding plötzlich seinen Geist aufgibt.
Als Selbständiger muss man das alles selbst erwirtschaften!
Wenn Du das alles zusammenschreibst, weißt Du, was Du im Monat verdienen musst.
Und bitte nicht das werte Finanzamt vergessen, dass jährlich die Hand aufhält: gute 35-40% des Einkommens solltest Du auf ein extra Konto für die Steuer legen.
Ein Rechenbeispiel:
Z.B.: ich will im Monat ca € 2.277,93.- verdienen. NETTO.
Dazu kommt noch ca € 600.- für die SVS und ca € 520.- für die Steuer.
Macht ca € 3.419,07.- BRUTTO.
Der Rechenbetrag ist also € 3.420.- Macht im Jahr € 41.040.-
Mit Urlaubs-und Weihanchtsgeld: € 47.880.-
Im Jahr arbeitet man ca 210 Tage: schliesslich gibt es Wochenenden und Feiertage, Urlaub, auch mal Krankenstand. Das heisst also, die Jahressumme sollte genau in diesen 210 Tagen verdient werden. Klingt nach ca € 195.– / Tag und nach machbar, nur:
man hat oft Tage,Wochen (manchmal auch Monate) keinen Auftrag oder hat ein umfangreiches Projekt, wo man länger dafür braucht und keine Aufträge nebenbei machen kann.
Man braucht auch Zeit zum Netzwerken, für Seminare oder Kundengespräche, Fahrzeiten, Kundenaquise, Social Media… da schrumpft die eigentliche Zeit, wo man effektiv verdient oder verdienen kann ganz schnell zusammen.
Das alles sollte man bedenken, wenn man Stundensatz oder Projektpreis kalkuliert.
Der Wissens-Wert
Neben dem Marktwert und dem persönlichen Wert gibt es noch einen:
den Wissens-Wert.
Dieser Wert ist Dein Wissen und Können!
Deine Ausbildung, Deine Erfahrung, KnowHow, spezielle Fähigkeiten, ….
Wissen und Können ist genauso ein Kostenfaktor wie z.B. die Arbeitszeit. Anders gesagt: Qualität hat ihren Preis. Eine Schweizer Präzisions-Uhr bekommt man auch nicht zum Schnäppchen-Preis. Genauso sollte es bei einem Logo, einem CD, etc. sein. Dein Wissen und Können sollte also genauso Teil Deiner Kalkulation sein wie die Miete.
Wass Du schlussendlich verlangst...
bleibt natürlich Dir überlassen. Wichtig neben all den Überlegungen ist aber auf jeden Fall, dass Du Dich nie unter Deinem Wert verkaufst.
Wenn Du eine fundierte Ausbildung gemacht hast dann bist Du Fachkraft und das solltest Du auch im Preis vermitteln.
Billig ist nicht immer gut – logisch schauen alle auf die Preise, das machen wir ja beim Einkaufen genauso. Trotzdem ist ab einem gewissen Level schnell der Punkt erreicht, wo der Kunde sich denkt, dass um den Preis nichts Gescheites rauskommen kann. Und dem Selbstwertgefühl tut das auch nicht gut!
Zu teuer ist genauso kontraproduktiv.
Es ist hier auch so wie meistens: am Besten ist die goldene Mitte!